In eine neue Lebensphase einzutreten bringt unglaublich viel Freude – aber auch neue Probleme. Frischgebackene Eltern befinden sich oftmals im Spagat zwischen den Bedürfnissen des Babys und den Ansprüchen an die partnerschaftliche Beziehung. Warum eigentlich? Und wie kommt man da wieder raus?

Die ersten Tage nach der Geburt scheint die Welt da draussen wirklich stillzustehen. Als frischgebackene Eltern lebt man wie unter einer dunstigen Glocke, denn der unfassbar kleine neue Mensch duftet himmlisch und ist einfach ein wahres Wunder. Zumindest, bis die ersten schlimmen Windeln kommen – aber lassen wir das. Die wirklichen Probleme liegen woanders. Der kleine Wurm will geliebt und beschützt werden und im Idealfall bekommt er auch genau das von seinen Eltern. Aber: Auch man selbst möchte geliebt werden! Da aber beide Elternteile auf das Kind fixiert sind, holen sie sich die nötige Liebe auch genau hier ab – beim Kind und nicht beim Partner.

Warum? Weil jede noch so kleine Bewegung der Baby-Mundwinkel zu einem glücklichen Gefühl führt. Die neue Rolle des Papas bringt ungeahnte Gefühlslagen zum Vorschein und auch wahnsinnig viel Spass. So wird das Baby die Quelle für Glück, Liebesbeweise und Zärtlichkeit. Mit zunehmendem Alter des Säuglings und weniger Fixierung auf die Brust der Mama kann der Papa dann endlich auch mehr mit dem Kind machen. Inmitten dieser zauberhaften und irrsinnigen Momente hat sich allerdings schon längst – und zunächst leider unbemerkt – etwas in die Paarbeziehung geschlichen, das man ungern zugeben möchte: Man lebt im Grunde nur noch nebeneinander her.

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Meist verbringt einer der Partner Zeit mit dem Kind und der andere kümmert sich um irgendwas anderes. Die Liste der To-dos ist lang und fortwährend: Schreiendes Kind beruhigen, Windeln wechseln, Waschen, Kochen heisst es – und dann das Gleiche wieder von vorne. Während der eine die „Babyschicht“ übernimmt, werkelt der andere in der Wohnung oder flitzt zum Supermarkt. Die Arbeit gibt’s auch noch und wenn das Baby schläft und Zeit fürs Nachtessen ist, fallen beide erschöpft in die Federn.

Was also tun? Ein Tipp gegen die Beziehungsflaute lautet Us first und will sagen: „Wir als Paar kommen zuerst.“ Das klingt dem Kind gegenüber natürlich erstmal unverantwortlich – ist aber einfach nur vernünftig, zumindest im Rückblick. In der Praxis heisst das beispielsweise, dass einfach mal wieder miteinander geredet wird – ohne, dass es ums Kind geht. Eltern haben die Tendenz, jeder Reaktion des Kindes die Aufmerksamkeit zu schenken. Stattdessen muss sich das Paar auch ab und zu auf sich selbst konzentrieren – Kinder spüren die Spannungen zwischen den Eltern schliesslich ebenfalls. Glückliche Partnerschaft, glückliches Kind ist also, anders formuliert, das Motto hinter Us first. Aber genau diese Verbundenheit kann nur entstehen, wenn man weiterhin gemeinsame Momente der Zweisamkeit und Intimität erlebt.

Leichter gesagt als getan. Und wer daran noch zu knabbern hat: Es gehören schliesslich zwei dazu. Hier hilft ein anderer Tipp: Güte und Nachsicht üben. Das klingt nach einer Empfehlung eines Esoterik-Ratgebers, aber in Streitsituationen hilft genau das: sich in den anderen hineinversetzen – auch wenn’s schwerfällt.
Aber auch wenn man das alles schafft, der Wandel der Lebenssituation ist omnipräsent: Das Leben ist plötzlich „baby-lastig“ und gerade weil man sich als Mann aufgrund der engen Mama-Kind-Bindung bisweilen ein bisschen alleingelassen vorkommt, stellt sich das Gefühl, nicht mehr geliebt oder begehrt zu werden, schneller ein, als man sich vorstellen kann. Raus aus dieser Krise? Us first. Und das ist die Krux im Leben: Das Patentrezept gibt es nicht, sonst würden alle die perfekte Beziehung führen. Es gibt nur den Willen, es gemeinsam zu schaffen – und kleine Zeitfenster.

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